Komplexes regionales Schmerzsyndrom

Symptom Diagram
- Unterarm und Hand
- Knie, Wade und Fuß
Hintergrund informationen
Patientenprofil
- In der Regel 40-50 Jahre alt (aber auch Kinder und ältere Menschen)
- Fraktur in der Geschichte
- Frauen > Männer (2-3:1)
- Obere Extremität > Untere Extremität (2:1)
Pathophysiologie
Auslöser
- Fraktur oder Operation (40%), chirurgische Dekompression des Nervus medianus (30%), traumatische Nerven- oder Myelonläsion, Bagatelltrauma, idiopathisch
- In der Regel keine Korrelation zwischen der Schwere des Traumas und der Schwere des CRPS
Quelle
- Genetische Veranlagung nicht bewiesen, aber als plausibel angenommen
- Zentrale Schmerzmechanismen
- Störung der Gewebeheilungsmechanismen und des vegetativen Nervensystems
Schmerzmechanismen
- Periphere Nozizeptive: neurogene Entzündung; Freisetzung von Substanz P, Anstieg der pro-inflammatorischen Zytokine - Rückgang der anti-inflammatorischen Zytokine
- Periphere neurogene: neurale Läsion bei CRPS 2
- Zentrale Mechanismen: Kortikale Veränderungen, Darstellung der betroffenen Extremität Veränderungen im somatosensorischen Kortex
- Ausgabe: Weitverbreitete autonome Störungen; vegetative Störungen; trophische Veränderungen
Verlauf
Konstant. Unabhängig von der Tageszeit. Spontane Exazerbationen. In hohem Maße von individuellen Faktoren abhängig. Eine frühzeitige Behandlung erhöht die Chancen auf eine Rehabilitation, eine multidisziplinäre Behandlung sorgt für optimale Ergebnisse.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Vorgeschichte
CRPS 1: Häufig Trauma in der Vorgeschichte, aber auch Bagatelltrauma als mögliche Ursache; Tragen eines Gipses für mehrere Wochen
CPRS 2: Chirurgische Eingriffe oder Traumata des Nervengewebes in der Vorgeschichte. In der Regel kurze Anamnese, da die Diagnose relativ schnell vom Spezialisten gestellt wird
- Ständige Schmerzen mit Exazerbationen
- Brennende
- Stinging
- Schmerzen
- Tief (Muskel/Knochen 68%) > oberflächlich (Haut 32%)
- Schwäche
- Myoklonus
- Dystonie
- Temperaturunterschied
- Schwitzen
- Hautverfärbungen/Oberflächenveränderungen
- Dysästhesie
- Nicht eindeutig mit einem bestimmten innervierten Bereich verbunden
Körperliche Untersuchung
Inspektion und Palpation
Veränderungen der Hautfarbe, gestörtes Schwitzen an der betroffenen Stelle, Atrophie, vermehrtes Haar- und Nagelwachstum, Veränderungen der Hauttemperatur, Kontrakturen
Aktive Prüfung
Kraftverlust, eingeschränkte Bewegungsfreiheit in den betroffenen Gelenken aufgrund von Ödemen: in späteren Stadien Fibrose
Funktionale Bewertung
Unfähigkeit, eine Faust zu machen, Gangstörung, Beeinträchtigung der Feinmotorik
Neurologisch
Motorisch: Zangengriff und Faustbildung sind schwach; Greifen von Gegenständen nur mit visueller Hilfe; Tremor; Myoklonus und Dystonie.
Sensorisch: Allodynie und Hyperalgesie; Empfindungsstörung (Hyperästhesie oder Hypalgesie)
Passive Prüfung
PROM in den betroffenen Gelenken begrenzt
Zusätzliche Tests
Graphestesia: Gezeichnete Formen (Zahlen, Buchstaben) werden im betroffenen Bereich nicht erkannt; Zwei-Punkt-Diskriminierung (TPD) im betroffenen Bereich erhöht; Zeichnen des eigenen Körpers: betroffene Gliedmaße wird kleiner dargestellt
Differenzialdiagnose
- Rheumatische Erkrankungen
- Entzündungen (z. B. postoperative Infektionen)
- PAD
- Thromboembolische Störungen
- Kompartment-Syndrom
- PEP
Behandlung
Strategie
Individuell abgestufte Exposition. Frühzeitiger Therapiebeginn, um das Risiko einer Chronifizierung zu verringern
Interventionen
- Ödeme vermindern
- Schmerzen erklären
- Anerkennungen: Erkennen von Körperteilen auf Bildern
- Imaginäre Bewegungen: Bild, das eine Bewegung zeigt, und sich vorstellen, wie man diese Bewegung ausführt
- Spiegeltherapie: Aktivierung von Spiegelneuronen beeinflusst frontalen Kortex
- Entzündungshemmende, antineuropathische, antioxidative Medikamente, Opioide
- Stimulation des Rückenmarks bei schweren chronischen Schmerzen
- Beschäftigungstherapie
- Psychotherapie
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