Chronische Instabilität des Sprunggelenks

Symptom Diagram

Um das Talocruralgelenk; entweder mehr lateral oder mehr medial
Hintergrund informationen
Patientenprofil
- Frühere Knöcheldistorsion (Inversionstrauma 85%)
- Athleten
- Prävalenz 20-40% nach akuter Distorsion
- Weiblich > männlich
- Jugendliche > Erwachsene
Pathophysiologie
Auslöser
- Rückfallende Knöchelverkrümmung
- Schlecht behandelte Umknicktraumata
Ursache
- Mechanische Instabilität: Bandlaxität, knöcherne Anomalien des Tibiotarsalkomplexes, begrenztes ROM in Dorsalflexion
- Funktionelle Instabilität
- Muskuläre Beeinträchtigung: Golgi-Sehnenapparat, Muskelspindel;
- Gelenkbeeinträchtigung: neuromuskuläre Spindel, Ruffini-Rezeptoren, Pacini-Körperchen, chronische Synovitis
- Rückfallende Verzerrung: Entsteht durch mechanische und/oder funktionelle Instabilität
Schmerzmechanismen
- Periphere mechanische Nozizepsie: lokalisierter Schmerz, belastungsabhängig, Ein-/Aus-Verhalten, ROM-Beschränkung in einer Richtung
- Periphere neurogene Erkrankungen: Verlust von Kraft und Funktion, Gefühl der Instabilität
- Ausgabe: Gleichgewichtsstörungen, "Nachgeben", ROM-Einschränkung, Schwellung
Gewebe Mechanismen
Die Mechanismen der Gewebeheilung übersteigen die Phasen der Gewebeheilung. Instabilität aufgrund mechanischer oder funktioneller Ursachen. Wiederkehrende Distorsionstraumata können die Heilungsmechanismen des Gewebes immer wieder in Gang setzen, was zu Instabilität und verstärkten Schmerzen führt.
Verlauf
Gute Prognose bei konservativer Behandlung von sechs Wochen bei funktioneller Instabilität, zunehmend schlechtere Prognose bei mechanischer Instabilität, m. Peroneusschwäche oder propriozeptiven Defiziten, schlechte Langzeitprognose ohne Behandlung.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Vorgeschichte
Anamnestisch mehrfache Distorsionen des Sprunggelenks: häufig Inversionstrauma. Lange Vorgeschichte (Monate - 1 Jahr). Hatte Behandlung(en), einschließlich Physiotherapie
- Lokalisierte Schmerzen
- Stumpf bis stechend
- Tief
- Steif
- Anschwellen
- Instabilität
- "Vorfahrt gewähren"
- Verlust von Kraft/Funktion
- Propriozeptive Schwierigkeiten
Körperliche Untersuchung
Inspektion & Palpation
Gangveränderungen, Gewichtsverlagerung, Fehlstellung bei Belastung, Valgus-/Varusdeformität je nach medialer oder lateraler Verletzung, mögliche Schwellung
Aktive Untersuchung
Kraft: M. fibularis longus/brevis, M. gluteus medius; begrenzte Dorsalflexion AROM
Funktionelle Bewertung
Einbeiniger Stand, Springen, Hüpfen, sportartspezifische Bewegungen, Step up/down, Mini-Squat
Spezielle Tests
Neurologisch
Sensorische und motorische Störungen möglich
Passiv-Untersuchung
Begrenzte Dorsalflexion PROM, subtalare/talocrurale/tibiofibuläre Hypermobilität
Weitere Tests
SLR mit Differenzierung auf N. peroneus/tibialis kann positiv sein. Immer in der Knöchelverkrümmung beurteilen
Differenzialdiagnose
- Allgemein
- Fraktur: Talus, Fibula, Tibia, Fußwurzel
- Bänderriss
- Luxation der Fußwurzel
- Riss der Syndesmose
- Osteochondrale Läsion
- Subchondrale Schäden
- Tiefe Venenthrombose
- Funktionelle Instabilität
- CRPS
- Sehnenverletzungen
- Arthritis
- Osteophyten, Knorpelschäden
- Sinus-Tarsi-Syndrom
- Weichteilimpingement
Behandlung
Strategie
Konservativ statt chirurgisch. Aufklärung der Patienten. Manuelle Therapie. Abhören. Wiederherstellung von Gleichgewicht und Ausrichtung. Funktionelles Training. Sportartspezifische Übungen.
Interventionen
Aufklärung der Patienten: Prognose, Ursache und Ursprung des Problems
Manuelle Therapie: Passive Mobilisierung Grad III in Dorsalflexion, Mobs/Manip des Wadenbeins
Klebeband/Korsett: Stabilisierung des Fußgewölbes zu Beginn und vor allem bei Aktivitäten
Ausrichtung: Training der Propriozeption, Training der intrinsischen Fußmuskulatur
Gleichgewicht: Haltungskontrolle; Wechsel der Auflagefläche, visuelle Kontrolle
Funktionelles/sportartspezifisches Training
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