Anteriore Bandscheibenverschiebung

Symptom Diagram

Kiefer, Kiefergelenk, Schläfenbereich, Bereich um das Ohr
Hintergrund informationen
Patientenprofil
- Weiblich > Männlich
- Alle Altersgruppen
- 15-20% aller rezidivierenden Kopfschmerzen sind zervikogen
Pathophysiologie
Auslöser
- Längeres Öffnen des Mundes (z. B. beim Zahnarzt)
- Kiefertrauma
- Hoher Stresspegel, Angstzustände6
- Parafunktion des Kiefergelenks
- Idiopathisch
Ätiologie
Differenzierung in:
- Bandscheibenverschiebung mit Verkleinerung
- Scheibenverschiebung mit Reduktion mit intermittierender Verriegelung
- Scheibenverschiebung ohne Verkleinerung mit begrenzter Öffnung
- Scheibenverschiebung ohne Ausweitung ohne begrenzte Öffnung
Schmerzmechanismen
- Mechanisch nozizeptiv: Bewegungsabhängige, richtungsspezifische Einschränkung, Ein/Aus-Charakteristik, lokalisierter Schmerz
- Affektive Dimension: Angst und Hilflosigkeit aufgrund einer akuten "Kiefersperre"
- Motorleistung: Veränderung des Muskeltonus und der Bewegung
Verlauf
Kein Unterschied zwischen chirurgischer und konservativer Behandlung; gute Prognose bei frühzeitigem Eingriff, insbesondere bei jungen Menschen; Behandlungsdauer: 2-3 Serien4; 2-3 Wochen in Kombination mit NSAIDs
Anamnese und körperliche Untersuchung
Vorgeschichte
Kann mit der Erkrankung vertraut sein, Vorgeschichte von Kiefergelenksbeschwerden, wiederholte Schläge auf den Kiefer (Sport, Hobby, Frakturen, WAD), Kauen harter Speisen, RA, Meningitis
Gegenwärtig: Kiefergelenkgeräusche in den letzten 30 Tagen, Verriegelung, Zahnarztbesuch, bei dem der Mund lange geöffnet werden musste
- Lokale, teilweise übertragene Schmerzen
- Verriegelung, Bewegungseinschränkung (Mundöffnung)
- Macht Geräusche/Krepitation
- In der Regel einseitig
- Übereinstimmende Kopf- oder Nackenschmerzen wahrscheinlich
- Assoziierte Symptome: Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen, Ohrenschmerzen, Zahnschmerzen, Schluckbeschwerden
Körperliche Untersuchung
Inspektion und Palpation
Schwellung im Kiefergelenk; Schutzstellung des Kiefers (Gesichtsasymmetrie); Überbiss; Zahnabrieb; Zunge; Hypertonie der angrenzenden Muskeln; Gelenkerguss tastbar
Aktive Prüfung
- Mundöffnung aktiv eingeschränkt
- Krepitation beim Öffnen/Schließen
- Mundöffnung durch Abweichungen/Verschiebungen
- Begrenzte Depression: Norm 50-60mm
- Laterotrusion verändert: Norm 10-20mm: L/R-Differenz <3mm;
- Verhältnis DE/LT 4:1
- Protraktion: Norm 5mm
- Retraktion: Norm 3-4mm
Funktionale Bewertung
Die Öffnung des Mundes ist im Falle einer "Sperre" beeinträchtigt; die korrekte Aussprache ist beeinträchtigt
Spezielle Tests
Kompressionstest: Bei diesem Test beißt der Patient kräftig auf einen Holzspatel, der zwischen den Zähnen im Backenzahnbereich auf einer Seite platziert wird, um die intraartikulären Strukturen, insbesondere auf der kontralateralen Seite, physisch zu komprimieren.
Neurologisch
Keine abnormalen Befunde
Passive Prüfung
Die assistierte Öffnung des Mundes mit passiver Dehnung ist im Falle einer "Sperre" begrenzt; das passive ROM des Kiefergelenks ist bei der Öffnung und der seitlichen Bewegung begrenzt
Differenzialdiagnose
- Arthritis
- Anteriore Bandscheibenverlagerung mit Reposition
- Osteochondrosis dissecans
- Verklebungen
- Kiefergelenk(unter)luxation
- Fraktur
- Aplasie
- Osteonekrose
- Myofasziale Schmerzen
- Spasmus
- Sehnenscheidenentzündung
- Kopfschmerzen
Behandlung
Strategie
NSAIDs, Patientenschulung, MT, Selbstmanagement mit Übungen
Interventionen
- NSAIDs in der akuten Phase zur Verringerung der Entzündung
- Der Patient muss den Auslöser und die Quelle des Schmerzes verstehen, um seine Situation und die Behandlungsstrategie zu verstehen; Abbau von Ängsten
- MT: Frühzeitige Manipulation und Mobilisierung zur Entlastung des Kiefergelenks und mögliche Reposition der Bandscheibe; Translationsbewegung, mediales, laterales und anteriores Gleiten; Mobilisierung der oberen C-Wirbelsäule
- Aktive Therapie/Selbstmanagement:
- Motorsteuerung
- Muskeltechniken: Muskelentspannung, Senkung des Tonus der Kiefermuskeln
- Techniken zur Umkehrung von Gewohnheiten
Verweise
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